Nun sind wir seit drei Tagen auf der Westseite der Antarktischen Halbinsel unterwegs. Und – verglichen mit der Ostseite – in einer anderen Welt. Sowohl Landschaft, als auch Wetter haben sich verändert.
Nach Start am Dienstag Morgen in der Hope Bay, Antarctic Sound, sind wir Tag und Nacht durchgesegelt. In der Bransfield Strait ist es grau, kalt und nass geworden, immer wieder regnet es. Wind um die 20-25 Knoten aus SW. Wir haben zunächst Kurs Richtung South Shetlands gesetzt, kreuzen später südwärts. Unser Ziel Astrolabe Island taucht im Morgengrauen aus dem Nebel auf. Eine Kolonie Chinstrap Pinguine (Kehlstreifenpinguine) nistet hier. Das Anlanden erweist sich als schwierig. Mehr als einige Meter können wir die schwarze, steinige Küste nicht erklimmen: linkerhand döst eine Gruppe Pelzrobben auf dem Eis, rechterhand haben die Pinguine das Sagen. Das Wetter ist so ungemütlich, dass selbst sie zweifelnd am Ufer stehen und den Schritt, in den Ozean zu tauchen längstmöglich hinauszuzögern scheinen. Wir entscheiden uns, die Küste eher vom Dinghi aus zu erkunden. Ein Wal zieht in der Nähe vorbei und als er abtaucht bekommen wir Besuch von einem Seeleoparden. Neugierig nimmt er Kontakt auf, scheint sich sehr für das orangefarbene Gummiding, in dem wir sitzen, zu interessieren. Er folgt uns, taucht immer wieder ab und plötzlich neben dem Boot wieder auf oder darunter hindurch. Er ist unglaublich schnell, im klaren Wasser gut zu beobachten. Aus unmittelbarer Nähe wirkt er imposant, der Kopf und das Maul riesig, nicht mehr so freundlich lächelnd, wie jene, die wir friedlich auf einer Eisscholle schlummernd getroffen haben. Es wird uns ein wenig mulmig, der Gedanke an ein Aufeinandertreffen von Gebiss und Gummi mit ungewissem Ausgang lässt uns zumindest vorsorglich zu den Paddeln greifen. Mehr als eine halbe Stunde dauert diese gegenseitige Begegnung, dann treten wir den Rückzug auf die sichere Selma an.