Eine neue Woche beginnt!

Montagmorgen um halb vier Uhr…

Bin am Anziehen für die Wache, da höre ich wie der Motor abgestellt wird. Gerhard, Alan und Piotr, unser Skipper, kommen runter in den Salon. Keine Wache?

Doch, aber weil wir im Eisfeld sitzen und auch der Weg in die Bucht voll Eis ist, ist die Weiterfahrt im Dunkeln nicht optimal.

So werden wir driften und warten bis es hell ist.

Ich soll Piotr nach fünf Uhr wecken, er wird dann die Lage neu beurteilen.

Nun sitze ich an Deck und halte alleine Wache. Es ist bitterkalt. Aber mit meinen drei Schichten gut auszuhalten.

Gegenüber ein Licht nahe des Ufers, ein Cruiser vor Anker? Die Selma schaukelt sanft hin und her, der Mond und tausende Sterne leuchten am Himmel. So friedlich und ruhig ist die Nacht.

Kleine Eisbrocken ziehen knisternd vorbei. Ab und zu klatscht eine Welle leise an die Bordwand, sonst herrscht Stille.

Bei Minustemperaturen ohne Handschuhe zu schreiben ist doch etwas kalt. Ich wärme meine Hände an der noch heißen Teetasse. Ein Pinguin ruft von der nahe gelegenen Insel. Dann wieder Stille.

Da höre ich ein Schnaufen! Ein Wal? Nein, es ist ein Robbe, welche neugierig ihren Kopf aus dem Wasser hebt. Wir schauen uns in die Augen. Dann taucht sie, mit einem kurzen Blick zurück, wieder ab. Eine Möwe fliegt schreiend über mich. Dann ist es wieder ruhig.

Die Venus leuchtet hell am östlichen Himmel, der Morgen erwacht – die ersten Berggipfel werden von der Sonne, welche noch nicht sichtbar ist, angestrahlt.

Ich wecke Piotr. Sein Schlafplatz ist im Pilothouse, so hat er alle Navigationssysteme in Sichtweite.

Er schaut aufs iPad (die Seekarte), ein kurzer Blick aus dem Fenster. Alles ok!, obwohl die Insel für mich ziemlich nahe gerückt ist…..

Er gönnt sich nochmals eine Stunde Schlaf, das heißt, ich soll ihn um sechs wieder wecken.

Kurz vor sechs, sehe ich ein Segelboot auf uns zukommen, die Yacht zieht langsam an uns vorbei. Die vierköpfige Crew, dick eingepackt, grüßt mich freundlich. Das Tuckern des Motors löst sich im Rufen der Pinguine, welche den Tag begrüßen, auf.

Ich wecke Piotr und Unda, meine heutige Wach-Partnerin, auf.

Piotr stärkt sich noch mit einem Kaffee und schon geht die Fahrt los. Unda und ich kämpfen uns mit Selma durchs Eis. Ich am Steuer und Unda mit dem Stick am Bug, um die Eisschollen, welche wir nicht umfahren können, wegzudrücken.

Um 08.05 Uhr sind wir nahe der kleinen Insel Rasmussen Island angekommen – unsere Schicht ist zu Ende.

Ein neuer Tag ist erwacht! Er wird uns aufs Neue mit vielen unvergesslichen und spannenden Momenten beglücken. Dafür bin ich sehr dankbar.

P.S.

Ja, dieser Tag hat ganz speziell für mich angefangen – mein Handy hat sich neu positioniert und hat seit heute Morgen um 08.15 Uhr folgende neue Koordinaten: 65°14´41“ S 064°15´31“W, Tiefe 134 Meter

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