Vor drei Tagen schon haben wir die Kajaks aufgebaut. Pjotr hatte sich von der SY Podorange inspirieren lassen, wo wir diese an Deck gut festmachen können. Das Dinghi hat ein wenig Platz gemacht und nun kuscheln sie an steuerbord auf dem Vordeck, passen mit ihrem Rot auch wunderbar zur Selma.
Am besten sind sie natürlich im Einsatz, da haben sie sich schon zweimal gut bewährt.
Den ersten Test haben Ursula und ich auf Hovgaard Island unternommen. Während die anderen auf einer Schneeschuhwanderung unterwegs waren, haben wir es ruhiger angehen lassen, sind zwischen flachen Felsen und Eisbergen gepaddelt und haben die Stille genossen. Wir freuen uns immer wieder neu über jede Pinguinbeobachtung, es ist unmöglich, nicht zu lächeln wenn wir diese drolligen Tiere sehen. Vom Kajak aus, lautlos und auf Augenhöhe, uns ganz viel Zeit lassend, ist es besonders intensiv. Ursula ist zum ersten Mal in ihrem Leben paddelnd unterwegs und verliebt sich sofort in diese Art der Fortbewegung, welcher ich schon lange verfallen bin.
Aus der Ferne hat Woij im Dinghi ein Auge auf uns, könnte in kurzer Zeit bei uns sein, falls wir seine Hilfe benötigen oder der Seeleopard zu viel Interesse zeigt. Aber wir fühlen uns wohl und sicher und freuen uns erst am Ende über eine flotte Rückfahrt, bei welcher Woij uns ans Schlepptau nimmt.
Wir haben wohl ziemlich geschwärmt von unserem Ausflug, denn zwei Tage später sind alle sechs verfügbaren Kajakplätze besetzt, als wir von Vernadzky-Station zunächst zum Wordie-House und danach auf einem Ausflug um Galindez Island unterwegs sind. Diese Runde ist etwas länger, aber die Kajaks erweisen sich als stabil, bequem und mit einem guten Geradeauslauf. Etwa drei Stunden sind wir unterwegs und genießen unseren Ausflug.
Während ich diesen Text schreibe, sind wir schon weiter auf dem Weg nach Süden Richtung Adelaide Island unterwegs und hoffen, unsere Kajaks dort intensiv nutzen zu können. Mein Traum ist es, dann einem Wal zu begegnen, auf Augenhöhe sozusagen. Wir werden sehen 😉
Mit Walen auf Augenhöhe
Zwei Tage später sind wir im Kajak auf kleiner Erkundungsfahrt vor Lagoon Island, als wir drei Buckelwale in den kleinen Sund zwischen den Inseln schwimmen sehen. Sie sind langsam unterwegs, fressend vielleicht.
Wir fangen sofort an zu paddeln, eine gedachte Linie, auf welcher sich unsere Wege schneiden könnten und der Plan geht auf. Immer näher kommen wir ihnen, sind bald nur noch wenige Kajaklängen von ihnen entfernt, dann zwischen ihnen. Wir sehen mal den einen links und einen anderen rechts von uns, hören sie blasen, beobachten sie beim Auf- und Abtauchen. Wir sind fasziniert und aufgeregt, wagen kaum zu atmen und versuchen gleichzeitig, zu paddeln, überall hin zu schauen und zu fotografieren.
Die Buckelwale sind sehr nah, scheinen jedoch keine Notiz von uns zu nehmen. Plötzlich jedoch taucht einer direkt am Boot auf, berührt es am Bug, macht beim Abtauchen eine Welle, die unsere zwei kleinen Kajaks ordentlich schaukeln lässt. Ob aus Interesse an uns oder aus Versehen, wissen wir nicht, und es spielt auch keine Rolle. Wir sind absolut überwältigt, glücklich, voller Adrenalin. Wir wissen gar nicht wohin mit all den Gefühlen, welche uns gerade überfluten, schauen uns an und sind froh, dieses Erlebnis teilen zu können und in den Gesichtern der Anderen die gleiche Faszination zu sehen, die wir selbst gerade erleben.
Glücklich und voller Dankbarkeit für dieses Geschenk beachten wir die drei Wale noch eine kurze Weile, bevor diese weiter ziehen und wir zur Selma zurückkehren.