Tierisch was los

Wir wurden beschenkt mit zahlreichen Tierbegegnungen, die unvergesslich bleiben werden.

Den Albatrossen und Sturmvögeln der Drake Passage folgten die Pinguine. Auch diese verdienen eigentlich ein ganz eigenes Kapitel. Ich hätte es – zumindest für mich – nicht für möglich gehalten, aber man verliebt sich auf der Stelle Hals über Kopf in diese Geschöpfe. In ihre unfreiwillig komische Art, ihre Neugier, ihre manchmal tollpatschig wirkenden Bewegungen an Land, ihre Pfeilschnelligkeit im Wasser. Wir trafen Adelie, Gentoo und Chinstrap Pinguine, hatten das Glück, jeweils Zeit in deren Kolonien verbringen zu können, sie in Ruhe zu beobachten. Das kann man stundenlang tun – es wird nie langweilig. Ihre Kommunikation, ihre Gruppendynamik, hungrige Küken, die ihren genervten Eltern hinterher eilen. Wir fanden sie draußen auf See, beim Schwimmen wie Torpedos immer wieder aus dem Wasser schiessend, in Gruppen oder manchmal auch ganz allein auf großer Fahrt auf einer Eisscholle vorbei treibend. So auch zwei junge Kaiserpinguine, die Kolonie blieb uns ja leider verwehrt.

Oft begegneten wir Skuas, Raubmöwen, die sich der Beute wegen (Pinguinküken) bevorzugt in der Nähe von Kolonien aufhalten. Die ihrerseits die eigenen Küken vehement verteidigen und Eindringlinge wie uns, die versehentlich den Nestern am Boden mal zu nahe kommen, durch deutliche Signale – lautes Geschrei und auch zielgerichtetes Anfliegen – klar zum Rückzug auffordern.

Wir trafen Robben aller Art, manchmal elegant schwimmend im Wasser, öfter faul auf einer Eisscholle liegend und dösend oder an Land. Wir sind – ganz Antarktis Anfänger – anfangs fast über zahlreiche am Strand schlafende Pelzrobben gestolpert (mittlerweile haben wir ein geübtes Auge dafür, was ein harmloser Stein und was eine schlafende Robbe ist). Wir haben ein schlafendes Seeelefanten Pärchen beim Kuscheln entdeckt und in die kugelrunden, riesigen, schwarzen Kulleraugen der Weddellrobben geblickt, die gern mal gelangweilt, mal neugierig schauen, wer da so kommt, kurz den Kopf heben, um sich dann aber sofort beruhigt wieder mit der Flosse irgendwo zu kratzen.

Und wir haben den König der antarktischen Nahrungskette (neben den Orcas) kennengelernt: den Seeleoparden (oder Leopardenrobbe). Groß, schlank, stromlinienförmig oft solo auf dem Eis liegend, sehen sie mit ihrem lächelnden Gesicht eigentlich freundlich aus. Im Wasser aber werden sie zum gnadenlosen Beutejäger und gehen dabei nicht gerade zimperlich mit ihrem Lieblingsfutter Pinguin um. Diese werden an den Füßen geschnappt und dann so lange immer wieder herumgewirbelt und auf die Wasseroberfläche (wahlweise auch an einen Eisberg) aufgeschlagen, bis sie nach geraumer Zeit entbalgt (federlos) und somit zum Verzehr bereit sind. Das war ein wirklich beeindruckendes Schauspiel.

Und wir trafen natürlich Wale! Angekündigt in der Regel durch einen lauten Ruf „Wal!“ von der Ruderwache am Steuerrad. Und wer noch nicht sowieso schon an Deck war, der kroch rasch aus dem Ruderhaus oder dem Salon. Die Wale zogen an uns vorbei, mal in weiter Ferne, mal ganz nah am Boot. Mal allein, oft zu zweit oder in kleinen Gruppen von drei bis vier Tieren. Meist waren es Buckelwale. Schön, wie sie sanft und ruhig durchs Wasser ziehen, wunderschön, ihre Fluken beim Abtauchen zu sehen. Viel beeindruckender jedoch, ihre Geräusche zu hören, das Schnaufen beim Blas, das Pfeifen beim Atmen. Laut und kraftvoll. Erst recht, wenn sie in Gruppen unterwegs waren. Gänsehautgefühl und Ehrfurcht. So auch bei den Begegnungen mit Orcas. In Gruppen unterwegs, zunächst oft nur das riesige Schwert der Finnen zu sehen, aus der Nähe dann die grau glänzenden Körper, die elegant durchs Wasser pflügen. In diesen Momenten war es ganz still an Deck, alle starrten gebannt aufs Wasser und nur das Ausatmen der Tiere war zu hören. Keiner bewegte sich oder verließ das Schauspiel, bevor nicht die letzte Finne wieder abgetaucht war.

Vielfältig und wunderschön ist die hiesige Tierwelt. Und auch die Grundlage all dieses reichen Lebens haben wir gesehen: den Krill. Wenn dieser in Schwärmen durchs Wasser zieht, kräuselt sich die Oberfläche, Ein wenig, als würde das Meer kochen. Sprudelnd und voller Leben.

Und damit schließt sich der Kreis. So wie sich der Kreis unserer Umrundung im Weddell Meer geschlossen hat.

Wir sind dankbar, dies erleben zu dürfen. Nun sind wir bereit für die andere Seite der Antarktischen Halbinsel, in der uns – zumindest teilweise – eine ganz neue Welt, eine ganz andere Seite der Antarktis erwartet.

Umrundung

Da der Weg Richtung Osten eisversperrt zu sein schien, entschieden wir uns für den Versuch, auf der Westseite von James Ross Island weiter Richtung Süden vorzudringen. Auch hier, zwischen Festland (Peninsula) und James Ross Island gab es viel Eis. Die gesamten Buchten der Westseite der Insel, bis auf eine Ausnahme sämtlich nach hochprozentigem benannt (Brandy Bay, Whisky Bay, Rum Bay, Gin Bay), waren alle voller Packeis. Wir hangelten uns nahe des Festlands entlang durchs weniger dichte Gewirr aus Eisbergen, Growlern und Schollen, lernten die heftigen katabatischen Winde kennen und zelebrierten Sir Ernest Shackletons 150. Geburtstag am 15. Februar angemessen mit einem Shackleton Whisky zwar nicht in der Whisky Bay, sondern vor Anker von Long Island.

Getreu dem Motto vom Boss, dass es in der Natur des Menschen liege, Unbekanntes zu entdecken, trafen wir die Entscheidung, uns weiter nach Süden und damit das Abenteuer Umrundung zu wagen.

Nahe des Südkaps der Insel entdeckten wir bei einem Landgang eine alte Depotkiste – Zeugnis aus der Vergangenheit. Vor Snow Hill Island, südöstlich von James Ross Island gelegen, ankerten wir an einem auf Grund gelaufenen Eisberg vor der Schelfeiskante und entschieden uns am nächsten Tag für die Weiterfahrt weiter nach Osten, ganz außen herum. Die dort irgendwo ansässige Kolonie Kaiserpinguine entdeckten wir leider nicht, dafür glitten wir bei strahlendem Sonnenschein und Windstille übers spiegelglatte Wasser, begleitet von zahlreichen Eisbergen in allen Formen und Größen. Wieder in nördlicher Richtung unterwegs trafen wir auf Seymour Island erneut auf Adelie Pinguine und Spuren vergangener Erdzeitalter in Form von zahlreichen Fossilien.

Diese waren auch der Grund für die Schwedische Antarktisexpedition des Geologen Otto Nordenskjöld mit der Antarctica (1901-1904). Er wollte entweder auf Seymour Island oder auf Snow Hill Island überwintern und von dort aus seine Forschungen durchführen. Die Entscheidung fiel damals für Snow Hill Island, wo im Februar 1902 mit dem Bau einer Holzhütte begonnen wurde, welche heute noch steht. Zweimal haben Nordenskjöld und vier weitere Expeditionsmitglieder hier überwintert, geplant im ersten, gezwungenermaßen ein weiteres Jahr – aber das ist eine äußerst spannende Geschichte, die es wert ist, an anderer Stelle etwas ausführlicher erzählt zu werden.

Auch wir hatten uns entschieden, einen kleinen Umweg einzulegen, um zwischen Seymour und James Ross Island nochmals nach Süden an die Nordseite von Snow Hill Island zu segeln, um dort Nordenskjölds Hütte einen Besuch abzustatten. Auf einem kleinen eisfreien Bereich der Insel, einer Mondlandschaft gleich, steht sie schwarzbraun auf einer kleinen Anhöhe und blickt auf ein grandioses Panorama: die gesamte Bucht, tiefblaues Wasser, gespickt mit Eisschollen, Eisbergen, Packeisfeldern … im Hintergrund die majestätischen Berge und Eiskappen von James Ross Island. Ob und wie oft Nordenskjöld einfach diese Aussicht aus seinem Fenster genossen hat, wissen wir nicht. Es war schon sehr besonders, diese kleine Holzhütte, diesen historischen Ort zu betreten. Ehrfürchtig, die Stiefel ausgezogen, schlichen wir auf Wollsocken durch die einfachen Räume; Polargeschichte zu atmen, hier und da originale Relikte, wie den alten Ofen am Esstisch, den Küchenherd, die Arbeitstische oder einige der gesammelten Fossilien der Expeditionsmitglieder zu sehen. Wir tauchten für einen Moment ein in deren Leben und konnten es sich doch so gar nicht vorstellen, wie es wohl gewesen sein mag, an diesem Ort zwei lange, dunkle Antarktische Winter zu verbringen.

Mit der einsetzenden Flut verließen wir diesen geschichtsträchtigen Ort, der Wind hatte aufgefrischt. Nachdem wir uns durchs zunächst dichte Treibeis navigiert hatten und sich dieses allmählich lichtete, setzten wir die Segel, Kurs Nord durch den Erebus und Terror Golf. Auf Höhe von Devil Island trafen wir auf unseren alten Track und somit war die Umrundung perfekt. Im Antarctic Sound feierten wir dieses gelungene Abenteuer mit einem Glas Rum für jeden von uns. Und auch Neptun bekam seinen verdienten Anteil für das sichere Geleit.

Weddell Meer

Die Zeit im Weddell Meer war so unerwartet, wie fantastisch. Ursprünglich ja gar nicht geplant (außer vielleicht mal den Bug in den Antarctic Sound zu richten) wurde diese Planänderung zu einem ganz besonderen Erlebnis. Wir haben es tatsächlich geschafft, James Ross Island zu runden!

Das Glück ist mit den Tüchtigen, sagt man. Wir haben das große Glück, mit Piotr einen neugierigen, abenteuerlustigen Skipper zu haben, der – wie wir – interessiert ist und Lust hat, lieber neue, unbekannte Wege zu gehen als ausgetretene Pfade, lieber an unbekannten Orten auf Entdeckungsreise zu gehen, als bekannte Ziele anzusteuern. Wir hatten das Glück passender Bedingungen (Eis, Wetter) und haben sie genutzt. Ob tüchtig oder nicht, in jedem Fall war es die richtige Entscheidung.

Wir wurden belohnt mit einer geglückten Rundung – als kleine Segelyacht eine absolute Seltenheit, wenn nicht vielleicht sogar Premiere. Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen ist, dass die Bedingungen ein solches Unterfangen nur in den seltensten Fällen überhaupt möglich machen. Zu unsicher das Wetter, zu viel Eis bedeckt in der Regel auch im antarktischen Sommer in diesem Teil des Weddell Meeres. Selbst die großen und ungleich stärkeren Expeditionskreuzfahrtschiffe sind hier so gut wie nie anzutreffen. Wir haben kein einziges von ihnen zu Gesicht bekommen.

Wir wurden empfangen von einer Landschaft, die ihresgleichen sucht und mit der der Westseite der Peninsula nicht vergleichbar ist.

In der Duse Bay betraten wir bei View Point das erste Mal den Antarktischen Kontinent. Die Vulkaninsel Beak Island empfing uns zauberhaft in frischen Schnee getaucht, ein Traum in schwarzbraun-weiß und bescherte uns eine kleine morgendliche Schneeballschlacht. Gummistiefel wurden gegen Wanderschuhe getauscht, wir hatten Zeit für Erkundungen auf eigene Faust bei Sonne, klirrender Kälte und eisigem Wind: Wanderungen, kleine Seen, Gipfelglück und ein grandioser Panorama-Rundumblick. Skuas verteidigten vehement ihre Nester und Küken. Wir stolperten fast über Pelzrobben am schwarzen Strand, von weißen in der Sonne leuchtenden Eisblöcken gespickt.

Wir kämpften uns im Prince Gustav Channel auf der Suche nach einem geeigneten Ankerplatz erfolglos eine Nacht lang durch dichtes Treibeis und Finsternis, bahnten uns mit der Eisstange einen Weg, immer wieder erwiesen sich Wege als Irrwege, schloss sich das Eis undurchdringlich vor uns oder füllte eine angepeilte Bucht von vornherein aus. Try and Error, vor und zurück, auf einen gescheiterten Versuch folgte ein nächster. Das erste Mal wurde uns am eigenen Erleben bewusst, welche Macht dieses Eis hat. Wie stark und mächtig es ist, wie eng Erfolg und Scheitern beieinander liegen.

Auch der Herbert Channel konfrontierte uns wieder mit viel Eis, knapp 40 Knoten Wind und ordentlich Welle auf die Nase. Wir fanden Schutz auf der Südseite von Vega Island, nahe Cape Lamb, genossen etwas Ruhe nach anstrengender Nachtfahrt und entdeckten später an Land Unmengen von Fossilien, die belegen, dass es hier nicht immer so ausgesehen hat wie jetzt.

Auf Devil Island fanden wir zwar nicht den Teufel, dafür aber eine große Kolonie Adelie Pinguine, in deren munteres Treiben wir ein paar Stunden eintauchten.

Ein perfekter Tag

Es ist 3 Uhr morgens. Ich stehe allein draußen an Deck. Die Nacht umhüllt mich, schemenhaft erkenne ich die Umrisse der Landschaft, ganz leicht grau, kaum zu erahnen, hebt sich das Eis vom schwarzen Wasser ab, am Horizont das klitzekleine, goldene Funkeln des ersten Morgengrauens.

Es ist ruhig und es herrscht totale Stille. Fast. Ab und an gurgelt das Wasser am Rumpf der Selma entlang, ich höre das leise sizzling des Eises, das Geräusch der entweichenden Luft, ein feines Knistern. Und irgendwo da draußen, ganz in der Nähe, in Richtung des mit jeder Minute größer werdenden Lichtstreifs am Horizont höre ich ab und an das Atmen eines Wals. Wahrscheinlich schläft er und driftet im ruhigen Wasser, genau wie wir mit der Selma. Eins mit dem Wasser, dem Universum. Vollkommener Friede umgibt uns.

Doch das kann sich schnell ändern, deshalb bin ich hier draußen. Ich wache über den Schlaf der anderen, beobachte das treibende Eis, welches mit uns zwischen Seymour Island und Cockburn Island auf der Ostseite von James-Ross Island driftet. Und wenn es uns zu nahe kommt, dann kommt die lange Stange zum Einsatz und ich weise das Eis in seine Schranken. Bei kleineren Schollen und Growlern geht das, wenn ein größerer Eisberg zu nahe kommt, wecke ich Piotr und wir werfen den Motor an. Doch es bleibt ruhig, der Skipper leise schnarchend in seiner Koje, der Motor aus.

Eine Nacht frei driften, statt irgendwo zu Ankern. Sich einfach treiben lassen. Vom Segeln auf offener See kenne ich das, hier im Weddell Meer nahe der Ross Insel hätte ich dies nicht unbedingt erwartet. Doch die Verhältnisse gestern abend sprachen dafür: ruhiges Wetter, kaum Wind, zwischen den beiden Inseln das Wasser zu tief zum Ankern, aber halbwegs eisfrei, die beiden Küstenlinien jedoch voller Treibeis, teilweise dichtes Pack, Eisberge und Schollen in jeder Größe. Die uns – vor der Küste oder in einer Bucht ankernd – des nachts immer wieder nahe und gefährlich werden hätten können. Da ist die Drift-Variante zumindest jene, die die ruhigste Nacht verspricht. Dies ist schon die zweite – zumindest für mich und die meisten von uns – ungewöhnliche und neue Version eines Ankermanövers binnen zweier Tage.

Bereits gestern war Selmas Schlafplatz speziell. Wie der gesamte gestrige Tag, der besonders war.

Tags zuvor

Es ist fast ein wenig surreal. Wir sind in der Antarktis. Im Weddell Meer. Haben Ross Island bereits halb gerundet und sind sehr weit im Süden für hiesige Verhältnisse auf der Ostseite der Peninsula. Eigentlich ist dies keine Gegend für ein Schiff, schon gar nicht für kleines Segelboot. Nur äußerst selten wagt sich eins hierher, wer weiß, ob überhaupt schon mal eins hier war? Selbst Expeditionskreuzfahrer sind hier in der Regel nicht anzutreffen. Zu oft ist das Meer auf der Ostseite der Antarktischen Halbinsel von dichtem Packeis bedeckt, undurchdringlich auch im Sommer. Wir haben jedoch – schließlich sind wir auf Expedition und voller Entdeckerlust – die Gelegenheit und die günstigen Bedingungen genutzt und die Umrundung von James Ross Island gewagt, uns bis hierher irgendwie durch sämtliche Eisbarrieren hindurch gemogelt. Und gleiten nun die Südküste von Snow Hill Island, südöstlich von James Ross Island entlang. Auf 64 Grad 35 Minuten Süd.

Snow Hill Island. Ein geschichtsträchtiger Ort in der Polarhistorie. Der schwedische Polarforscher und Geologe Otto Nordenskjöld überwinterte gleich zweimal (1902 geplant und freiwillig, im Jahr darauf gezwungenermaßen) auf der Nordseite der Insel im Laufe seiner schwedischen Antarktisexpedition mit der Antarctica (1901-1904). Seine Hütte steht noch heute, auch wir wollen ihr wenn möglich einen Besuch abstatten.

Heute sind die Bedingungen das Gegenteil eines antarktischen Winters, auch den antarktischen Spätsommer haben wir anders erwartet. Die Sonne scheint. Der Himmel ist tiefblau. Es weht kein Lüftchen, nur der Fahrtwind bringt ein klein wenig Leben in die kleine (noch immer chilenische) Flagge am Mast. Es ist alles andere als rau, kalt, wild … an Deck tummelt sich ausnahmsweise ein Großteil der Crew, die Nasen werden in die wärmende Sonne gereckt, Sonnencreme dick aufgetragen, Alan spielt leise Gitarre: Lou Reeds „What a Perfect day“. Nichts passt in diesem Moment besser. Man könnte sich durchaus in wärmeren Gefilden wähnen, nur die Aussicht auf die vorbeiziehende Landschaft erinnert daran, dass wir in der Antarktis sind.

Die Schelfeiskante von Snow Hill Island an Backbord, sind wir auf der Suche nach der hiesigen Kaiserpinguin Kolonie, der nördlichsten der Antarktis. Doch weit und breit sind keine Pinguine, ist kaum Leben in Sicht. Zwei einzelne Robben aalten sich auf vorbeiziehenden Schollen, ab und an eine Küstenseeschwalbe, sonst nichts als blau und weiß. Snow Hill Island ist, besser hätte die Namensgebung nicht ausfallen können, fast gänzlich von einer sanft gerundeten Eiskappe überzogen, die sich zu fast allen Seiten der Küste als hohe Schelfeiskante Kante ins Meer ergießt. Wahrscheinlich sind die Pinguine schon wieder unterwegs, oder weiter im Süden, im Packeis.

Meine zweite Wache heute ist vorbei. Entspannt war’s am Steuer die letzten vier Stunden, nur ein bisschen Slalom ums Weiß im Blau. Viel Eis und kein Wind bedeutet leider auch viel Motor und keine Segel.

Heute Morgen war der Himmel wieder in zartes Pastell getaucht. Die Selma schwoite um den Eisberg, den wir am Abend zuvor als Anker benutzt haben, mangels Alternativen. Das Wasser zu tief, die gesamte Küste eine mehrere Meter hohe Schelfeiskante. Da kam uns der festsitzende Koloss gerade recht. Mit Hilfe des Dinghis haben wir eine 250 m lange Schwimmleine (zweimal 125 m) ausgebracht, einmal um den Eisberg gelegt und am Bug der Selma auf zwei Klampen belegt. Ganz langsam ist die Selma des nachts mit leichtem Wind oder Strömung mal in Richtung Schelfeiskante und heute Morgen einmal im Uhrzeigersinn um den Eisberg gedriftet. Dann ist es an der Eiswache einzugreifen und uns mit der langen Stange vom Eis abzustoßen und wieder ausreichend sicheren Raum zu verschaffen. Das klappt bei ruhigen Bedingungen erstaunlich gut, am Morgen waren die beiden Leinen halbwegs schnell wieder eingeholt und wir startklar in diesen Tag. Der uns rund Süd von Snow Hill Island und dann wieder Kurs nordwärts der Umrundung von James Ross Island hoffentlich ein Stück näher bringt.

Ein perfekter Tag, der einem bereits perfekten Tag folgte und vermutlich weitere Tage zur Folge hat, die sich für uns einfach nur perfekt anfühlen.

Umrundung

„This is no holiday, this is an expedition!“

Augenzwinkernd oft, manchmal spaßeshalber und ab und zu sich dem Leben an Deck mit allem was dazugehört einfach hingebend, wird dieser Satz mehrmals täglich gesagt.

Und deswegen sitze ich jetzt hier, frühmorgens um 4:00 Uhr, müde und fröstelnd als Ankerwache.

Wäre es Urlaub, hätte es spätestens nach 4h Wache an Deck gestern Abend, nach Steuern und Eis wegschieben mit der langen Eisenstange, eine heiße Dusche gegeben und dann 9-10 Stunden Schlaf. Es ist aber eine Expedition…

Diese hat uns gestern so tief ins Weddell Meer gebracht hat, wie wir niemals gedacht hätten, wie es oft auch gar nicht möglich ist, denn meistens ist hier selbst im Sommer dickes Eis und kein Durchkommen für ein kleines Segelboot. Aber in diesem Jahr gibt es Bedingungen, die das möglich machen und unser Skipperteam ist neugierig und risikofreudig und wir Crew folgen ihnen voller Vertrauen und Entdeckerlust.

Wenn wir manchmal mit nur einem Knoten Fahrt durch dicke Schollen und große Eisberge einen Weg suchen, wissen wir nicht, ob es weitergeht oder wir in einer Sackgasse landen. Die weiße Masse bewegt sich ja außerdem in Wind und Strömung, schiebt Wege auf und zu. Doch Optimismus und ein großer Erfahrungsschatz vom Skipper (er hält mit der Selma schließlich sogar einen antarktischen Guinness/-Rekord) haben uns nun bis 64 Grad Süd gebracht zur Schneehügelinsel (Snow Hill Island) südlich von James-Ross-Island, dessen Umrundung wir versuchen möchten.

Und nun sitze ich hier und halte Ankerwache, die eigentlich gar keine ist, denn der Anker ist an Deck und wir sind stattdessen mit einem Seil an einem Eisberg befestigt, welcher vor der Küste am Grund festhängt. Ab und an braucht es einen Impuls mit der Stange wenn das Boot zu nahe ans Eis treibt, um es wieder etwas weg zu schieben

Es ist fast windstill, das Meer spiegelglatt, so wie gestern auch schon den ganzen Tag. Langsam wird es hell, der Himmel färbt sich rosa. Noch ist es ruhig an Bord, bald wird das geschäftige Treiben wieder beginnen, wir werden umeinander herumwuseln auf engem Raum und gleichzeitig die unfassbare Weite dieser antarktischen Welt genießen.

Ich freue mich sehr auf diesen Tag und bin gespannt, was er heute für uns bereithält. Es wird wieder großartig sein, unerwartet und atemberaubend schön, da bin ich mir sicher.

Morgenstund hat Gold im Mund

Mein Wecker klingelt um 03:40 Uhr. Ich schalte ihn aus und denke einen Moment lang, dass ich noch eine Stunde tief in meinen Schlafsack gekuschelt bleiben möchte. Ich stehe auf, schnappe mir meine Klamotten und Socken und trete in den Salon. Ich begrüße die beiden anderen, die schon da sind. Der eine hat gerade Feierabend, der andere hat seine Wache zur Hälfte hinter sich.

Wir liegen immer noch vor Anker. Der Plan war, zwischen 03:30-04:00 Uhr abzulegen. Skipper Piotr liegt in seinem Bett und hat schon einen Kaffee intus. Wir warten ungeduldig, bereit, den Anker zu lichten und uns auf den Weg zu machen.

Um 04:15 Uhr sind wir auf dem Weg. Das Geschenk des frühen Aufstehens in der morgendlichen Kälte ist ein sanfter, langsamer Sonnenaufgang. Der Tag entfaltet sich in zarten Rosa- und Violetttönen über den kahlen weißen Bergen der antarktischen Halbinsel. Allmählich wechseln die Farben von Violetttönen zu Hellblau und schließlich zu einem tiefblauen Himmel. Selten ist die Belohnung nicht der Mühe wert.

Leise gleiten wir durch das Wasser, der Motor schnurrt, das Wasser wird zu Glas. Wir bahnen uns einen Weg durch die Eisberge und Brummer und staunen über die unglaubliche Schönheit, die uns umgibt. Der Versuch, die Essenz dieses Morgens in Worte zu fassen oder auf eine Kamera zu bannen, ist wie der Versuch, Wasser in den Händen zu halten.

Langsam erhebt sich auch der Rest der Besatzung und wirft einen Blick nach draußen, um zu sehen, was der Tag bringen mag. Die nächste Wache holt sich eine Tasse Kaffee und setzt sich ins Pilothaus, um die richtige Kleidungskombination zu finden.

Orcas

Um 8 Uhr ist die Wache in der Kombüse aufgestanden und hat Tee und Kaffee aufgesetzt. Kurz darauf gibt es Porridge. Zu fünft sitzen wir im Salon und essen und unterhalten uns. Von oben an Deck ertönt das Wort “Orcas”. Wir lassen alle unser Essen und Trinken fallen und klettern an Deck. Wir schnappen uns Handschuhe und Kameras und schauen erwartungsvoll in die von der Wache angegebene Richtung.

Das Boot wird langsamer, treibt dahin, während eine Familie von vier Orcas anmutig vorbeigleitet. Während sie nach Luft schnappen und ihre Rückenflossen in der Sonne glitzern, ziehen sie vor uns in der Nähe des Eises vorbei, auf der Suche nach Nahrung oder einfach auf der Durchfahrt durch den Kanal.

Wenn wir Wildtiere in ihrer eigenen Umgebung sehen, Besucher in dieser rauen, unbarmherzigen Umgebung, nehmen wir diese Momente in Kauf und ertragen die Unbequemlichkeit. Vergessene Handschuhe und Mützen werden abgelegt, bis wir zu weit weg sind, um die Orcas zu sehen. Wir huschen unter Deck, um unser Frühstück zu beenden, unsere Handschuhe und Mützen in unsere Nähe zu holen und uns aufzuwärmen.

Wir sind bereit für das, was als nächstes kommt…

Innehalten

Was für ein wunderbarer Moment:

Ich sitze in der Sonne an Deck, warm eingepackt, denn es ist empfindlich kalt. Das Steuerhaus der Selma bietet ein wenig Windschatten. Der Wind weht kräftig, mit heftigen Böen aus Süd, die an der Ankerkette zerren. Doch wir liegen gut geschützt in einer Bucht auf der Nordseite von Beak Island in der Duse Bay im Weddell Meer. Draußen treiben Eisberge in allen erdenklichen Formen und Schattierungen von weiß, grau und blau vorbei, das Wasser ist bedeckt von Schaumkronen. Hier lagen wir bereits vorgestern und wissen um den guten Schutz vor Wind und herein driftendem Eis. Die Möglichkeiten sind aufgrund des aktuell starken Windes und vieler von Eis blockierten oder von treibendem Eis bedrohten Buchten momentan beschränkt.

Fast der gesamte Rest der Crew ist an Land unterwegs. Ich nutze die Zeit der Ruhe an Bord für eine kleine Pause, zum Innehalten. Die letzten Tage waren sehr intensiv, angefüllt voller Erlebnisse, magischer Momente, Entdeckungen, Begegnungen… ich habe sie, wir alle haben sie genossen und aufgesogen wie ein Schwamm. Die Drake Passage, die ersten Schritte auf antarktischem Boden, die faszinierende, weite Landschaft, der eisige kräftige Wind, Eisberge, Eisschollen, Treibeis, Packeis … die bereits jetzt schon zahlreichen Begegnungen mit Tieren, darunter Buckelwale, Orcas, Finnwale, Pelzrobben, Weddellrobben, Seeleoparden, Seeelefanten, verschiedenen Pinguinarten und zahlreiche Seevögel.

All diese Eindrücke, einer schöner und überwältigender als der andere, wollen erst einmal verarbeitet werden, sortiert…die Festplatte ist sozusagen voll und braucht etwas Wartung.

Die Tage verschwimmen, driften ineinander wie das treibende Eis ringsum. Was war gestern? Was vorgestern? Manchmal ist dies schwer zu unterscheiden, irrelevant sowieso. Hier und Jetzt ist der Maßstab in der Antarktis. Jeder Moment etwas besonderes, ein Geschenk. Pures Glück, hier zu sein, diesen wunderbaren Teil unserer Erde erleben zu dürfen, entdecken zu können. Boden zu betreten, den nur selten – wenn überhaupt – ein menschlicher Fuß berührt hat. Gipfel zu erklimmen, oft namenlos und – verglichen mit alpinen Maßstäben – nicht besonders hoch, die dennoch mit einer Aussicht aufwarten, die einem schlicht den Atem raubt (wenn’s der oftmals starke Wind nicht ohnehin schon tut). Grandiose Panoramen, die kein Foto oder Video letztendlich einzufangen vermag. In ihrer Größe und Weite überwältigend und maßstabslos. Riesige Eisberge sprenkeln die Buchten und den Ozean, sie wirken von oben oder aus der Entfernung lediglich wie crushed ice, die Dimensionen verschieben sich. Aufgrund der klaren Luft sind Entfernungen für das ungeübte Auge nicht oder nur sehr schwer einzuschätzen. Küstenlinien oder Eisberge die nur eine Handbreit entfernt zu sein scheinen, liegen oftmals noch ein paar Meilen entfernt.

Grandios mitunter auch die Wolken am Himmel. Starke Höhenwinde produzieren Föhnlinsen und riesige Wolkenwalzen, die dramatisch über uns hinweg jagen. Wenn dann zu Zeiten der Dämmerung noch das magische Licht des antarktischen Spätsommers dazu kommt, mit seinen mal sanften, mal kräftig intensiven Farben, die den Himmel ein ein Feuerwerk verwandeln, ein Meer aus Licht und Farbe, wird man ganz sprachlos und ehrfürchtig angesichts dieses Naturschauspiels.

Ganz wunderbar ist auch die Crew und das gemeinsame Leben an Bord. Wie schön, mit genau diesen zehn Menschen hier zusammen zu sein. Auch das ist ein Geschenk und großes Glück: Da finden sich im Laufe anderthalb Jahre acht gänzlich verschiedene, einander bis dato unbekannte Menschen zusammen, die aus teils völlig unterschiedlichen Ambitionen und Beweggründen dieses Abenteuer teilen wollen. Plus ein ebenso unbekanntes Skipper-Team. Und hier an Bord der Selma, wo es mitunter eng zu geht, wo es gilt, als Team zu funktionieren, aufeinander Rücksicht zu nehmen und acht zu geben, sich aufeinander verlassen zu können, erweist sich diese Kombination bisher als ein Glücksgriff, als ausgewogen, harmonisch, als gute und humorvolle Gruppe. Jeder einzelne mit seinen Eigenheiten bereichert das Leben an Bord, die gemeinsamen Wachen laufen Hand in Hand. Alle untereinander, aber besonders Piotr, Wojtek und Ewa sorgen mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit für unser Wohlbefinden, ob beim Segeln, bei Manövern, während und zwischen den Wachen, beim Landgang … vor allem aber in kulinarischer Hinsicht. Gutes Essen = genug Energie = positive Stimmung – das ist eine einfache Gleichung. Und diese geht auf, ob bei den Mahlzeiten, die das jeweilig zuständige Küchenteam zubereitet, bei Kaffee und Tee zwischendurch oder bei den unglaublich leckeren und mit viel Liebe bereiteten Desserts und Leckereien von Ewa und Wojtek. Keinen einzigen dieser Menschen hier auf dem Boot, diesem kleinen eigenen Selma-Kosmos, den wir zu elft bevölkern, möchte ich missen, und ich freue mich über jeden gemeinsamen Tag, den wir hier noch verbringen werden.

Während der ersten Tage unterwegs, die vor allem in der Drake Passage, aber auch hier im meteorologisch instabilen und eislastigen Weddell Meer viel Aufmerksamkeit und Energie während der Wachen und Schlaf zwischen denselben verlangt haben, fehlte noch ein wenig die Ruhe für entspannte und vertraute Zwiegespräche … aber mit zunehmender Gewohnheit werden wir auch dafür ausreichend Zeit haben und finden. Auch Tage wie dieser heute sind dafür perfekt.

Drift

Es ist still, ab und an plätschert eine kleine Welle. Nur den Käptn höre ich in seiner Koje im Ruderhaus leise schnarchen.

Den „Eiskrimi“ zu Beginn der letzten Nacht habe ich verpasst, meine Wache begann erst 2:00 Uhr, da waren wir gerade raus aus dem dichten Eis, in welches wir in einer Bucht geraten waren, auf der Suche nach einem geschützten Ankerplatz.

Nun driften wir in freiem Wasser, wie ein Geisterschiff, führerlos, das Ruder voll backbord eingeschlagen um den Windangiff am Mast auszugleichen.

Alle, vor allem Pjotr und Woij ruhen sich aus, nehmen eine Mütze Schlaf.

Ich sitze, die Augen aufs Radar gerichtet und wache über das Geschehen. Diese Insel vorab sieht so nah aus, aber laut Radar ist es fast eine Meile. Entfernungen lassen sich hier viel schwerer schätzen, es gibt keine Referenzpunkte, nachts ist es noch schwerer. Draußen gibt es den ersten rötlichen Streifen am Horizont.

Eine Stunde später frischt der Wind auf, wir driften mit 1,5 Knoten auf die Insel zu. Also Pjotr wecken, Motor an und in einen Sonnenaufgang fahren, der so farbenprächtig ist, dass es fast zu kitschig ist.

Alan hat seine Wache begonnen, wir genießen das Schauspiel der Morgenstunde, als auch noch Orcas erscheinen, eine ganze Familie ist in der Bucht. Zwei tauchen plötzlich direkt am Boot auf, tauchen mehrmals darunter durch, bevor wir uninteressant werden und sie uns wieder verlassen.

Schon mehrmals habe ich gedacht, besser geht nicht mehr. Und täglich toppt die Natur unser Abenteuer mit wieder neuen magischen Momenten. Das erklärt das glückliche Dauergrinsen in den (manchmal müden) Gesichtern der Crew 🙂 !

Gipfelglück

Beak Island

Die Beine mal richtig bewegen, Beak Island erkunden, Wanderlust mit Entdeckergeist verbinden, das war die Idee.

So sind wir losgezogen, um das kleine Inselchen zu erkunden, welches mit der geschützten Bucht einen guten Ankerplatz für uns bietet.

Hier sind etliche Robben zu Hause und ein paar einzelne Pinguine, vor allem aber ist Beak Island Skua-Land. Die großen Vögel nisten hier als Bodenbrüter. Die Jungen haben das Nest schon verlassen, sitzen aber noch herum und werden von den Eltern engagiert beschützt, indem diese versuchen, uns mit Kreischen und Angriffsflügen fernzuhalten. Der ein oder andere Skua ist unseren Köpfen dabei bedrohlich nahe. Wir versuchen, die Jungen weiträumig zu umgehen und uns mit hochgehaltenen Wanderstöcken zu schützen.

Unser Grüppchen trennt sich nach einer Weile. Einige wollen Zeit haben, um in Ruhe zu schauen und zu fotografieren, Karen und ich möchten auf den höchsten Punkt laufen, Jan schließt sich uns an.

Etwas mehr als eine Stunde benötigen wir, um auf dem Geröllfeld der Bergflanke nach oben zu steigen. Hier bietet sich ein grandioser Rundblick auf die Insel, die Meeresarme und die Bergwelt ringsum.

Der Gipfel ist nur knapp 400m hoch, dennoch stellt sich durch den steilen Anstieg, die schroff zum Meer abfallende Klippe und die windumtoste Spitze mit Gipfelmarkierung das Gefühl eines richtigen Gipfelerfolges ein. Wir sind glücklich und natürlich gibt es ein Gipfelfoto.

Zurück auf dem Boot folgt ein weiteres Highlight des Tages: Duschen 😃!

Dieses wunderbare Angebot nutzte jeder, das Gefühl danach, sauber in frischer Unterwäsche verpackt ist himmlisch. Faszinierend auch, dass 11 Menschen in weniger als eine Stunde unsere Mini-Nasszelle sauber verlassen. Wofür brauchen wir eigentlich große Bäder, stundenlange Sessions im Bad und große Wassermengen zu Hause, wenn’s so einfach geht?

Drake II

Team-Spirit

Ich liebe das Leben an Bord mit dieser Crew!

Das Wachsystem funktioniert super und jeder ist zuverlässig an seinem Posten, stets auch die anderen im Blick. Ich bin noch nie so oft am Tag lieb mit Tee, Kaffee und Keksen versorgt worden. Leckeres Porridge mit Früchten am Morgen und mindestens eine warme Mahlzeit vom Kombüsenteam (immer zwei andere Crewmenschen, Teil des Wachplans) gibt es auch.

Die Laune ist fast immer gut und wir haben jede Menge Spaß miteinander. Individuelle Besonderheiten Einzelner sind eher das Salz in der Suppe und werden mit Humor toleriert.

Danke Neptun!

Wir haben die Drake gemeistert und sind nun auf dem Weg ins Weddelmeer.

Die gefürchtete Wasserstraße war ziemlich zahm, die Hälfte der Meilen mussten wir mit Motorunterstützung segeln. Etwa 24h hatten wir guten Wind und die Selma hat sich als prächtiges Boot erwiesen, das unter Segeln wunderbar läuft.

Es gab schon erste Walsichtungen, Delfine begleiteten uns, wir sahen schwimmende Pinguine, eine neugierige Robbe und immer wieder natürlich verschiedene Seevögel.

Wettertechnisch gabs Sonne und Regen, die ersten Eisberge tauchten angemessen mystisch aus dem Nebel auf.

Am Freitag, 9. Februar, hatten wir gegen 18:00 Uhr Robert Island an backbord und damit die Shetlandinseln und Antarktische Halbinsel erreicht.

Danke Dir Neptun für Dein sicheres Geleit!

Planänderung

Pläne sind so eine Sache. Besonders hier unten, tief im Süden. Hier ist der Mensch nur ein klitzekleines Rädchen im unendlich größeren Lauf der Natur. Man muss flexibel sein und reagieren, wenn sich die äußeren Umstände ändern. Damit haben wir natürlich gerechnet – sich dem Wetter, dem Wind und den mitunter recht harschen Launen der Natur anpassen zu müssen. Deshalb gab und gibt es auch nur eine grobe Route und einen ungefähren Zeitplan, an der / dem wir uns entlang hangeln wollen, so wie es uns die Antarktis eben erlauben würde.

Das zu den Dingen, die unsere Pläne durchkreuzen würde ein Virus gehören könnte, damit haben wir jedoch nicht gerechnet. Doch leider ist dies mit dem hochpathogenen Vogelgrippe Virus der Fall.

Bereits zu Jahresbeginn war klar, dass der Nachweis des Virus in Südgeorgien und dessen Ausbreitung unser Vorhaben und die Möglichkeiten, in Südgeorgien anzulanden und sich dort bewegen zu können, beeinflussen würde. Selbst zu „normalen“ Zeiten ist es nicht leicht und mit zahlreichen Auflagen verbunden, überhaupt eine Genehmigung für den Besuch dieser einzigartigen subantarktischen Insel zu bekommen.

Nach Ausbruch der für zahlreiche Seevögel, aber auch Meeressäuger verheerenden Krankheit haben die Behörden schnell und klar reagiert, kompromisslos die Natur, die einzigartige Tierwelt der Insel und deren Schutz über alles andere gestellt und – auf das Ausbruchsgeschehen reagierend – nach und nach immer mehr Regionen zunächst teilweise, später komplett für Besucher geschlossen.

Ende Januar waren bereits fast alle Landestellen geschlossen und es wurde klar, dass wir unsere ursprünglichen Pläne wohl ändern müssen. Die historischen Orte, die Spuren Shackletons, seine letzte Ruhestätte … genauso unerreichbar wie die Tierwelt auf der Insel. 800 Seemeilen dorthin durchs Südpolarmeer und von dort zu den Falklands zu segeln und dann kaum oder möglicherweise gar nirgends an Land gehen zu können, macht daher nicht wirklich Sinn.

Das zu akzeptieren, war schwer und fällt noch immer nicht leicht. Schließlich war Südgeorgien ein zentraler Teil unseres Vorhabens. Wir haben viel hin und her überlegt, wie wir damit umgehen. Doch wie so oft hat jede Medaille zwei Seiten, kann sich auch aus negativen Dingen etwas Positives ergeben oder einfach gesagt: Jeder Scheiss ist eine Chance.

In unserem Fall heißt diese Chance Weddell Sea und / oder weiter nach Süden. Zum einen, weil wir die Zeit nun anderweitig nutzen und weitere Ziele ins Auge fassen können. Zum anderen, weil die diesjährige Eissituation es tatsächlich zulässt, in diesen aufgrund der schwierigen Eisverhältnisse – üblicherweise dichtes Packeis bis weit in den Norden – Teil der Antarktis, auf der Ostseite der Antarktischen Halbinsel vorzudringen. Eine Region, die nur sehr selten besucht und besegelt werden kann. Das Meer, das Shackleton und seiner Expedition zum Verhängnis wurde, deren Packeis die Endurance einschloss, zerdrückte und schlussendlich zu ihrem Grab wurde. Die Seite der Peninsula, auf der es zahlreiche selten besuchte Orte und noch viel Unbekanntes zu entdecken gibt. Und die historisch neben Shackleton auch mit anderen großen Namen, bsp. Otto Nordenskjöld und seiner Schwedischen Antarktisexpedition mit der Antarctica (1901-1904) verbunden ist.

Und so verzichten wir schweren Herzens auf Südgeorgien. Stattdessen wollen wir diese unverhoffte Chance ergreifen, wenn sie sich denn bietet und nehmen nun zunächst erwartungsfroh Kurs auf die Ostseite der Antarktischen Halbinsel, auf den Antarctic Sound und das Weddell Meer. Schließlich sind wir hier, um zu entdecken – und was gibt es Spannenderes, als wenn es sich dabei um unzugängliche und weniger bekannte Flecken dieser Welt handelt.

Drake the Lake und Drake the Shake

Wir haben’s geschafft!

Nach vier Tagen und Nächten liegt die Drake Passage hinter uns, gut 530 Seemeilen im Kielwasser. Sie hat uns gnädig empfangen, diese berüchtigte Ozeanpassage zwischen Pazifik und Atlantik, sich mit blauem Himmel und Sonnenschein mal von der sanften und harmlosen Seite präsentiert, aber zeitweise auch mal die Krallen ausgefahren und uns für einen Tag und eine Nacht spüren lassen, dass es hier so richtig ungemütlich werden kann.

Wenn man draußen am Ruder steht, dick vermummt, schwere, bewegte See und eine hohe Dünung, knapp 40 Knoten Wind im Gesicht, Regen und immer wieder eine ordentliche Salzwasserdusche über einen prasselt … gleichzeitig aber auch ein tolles Gefühl, dann allein am Ruder zu stehen, die Selma unter voller Besegelung (Klüver, Groß und Besan) unter den Händen zu spüren, sie laufen zu lassen in die wilden Wellen, die den Horizont immer wieder verbergen, hinaus in den weiten Ozean, nach Süden, hinein in die Nacht. Fast so, als ob sie wissen würde wo wir hinwollen, findet die Selma ihren Weg von allein.

Tag 1

Wir sind bei Sonnenschein gestartet, haben das berühmte Kap Horn knapp 16 Seemeilen an Steuerbord liegen und dann im Kielwasser hinter uns gelassen. Albatrosse tauchten immer wieder auf und umkreisten einen Moment das Schiff. So elegant und mühelos glitten sie über die Wellenberge und -Täler – ein Traum vom Fliegen und Freude, ihnen dabei zuzusehen. Aus dem anfangs blauen Himmel begann es irgendwann zu nieseln, das Wetter schlug um, ebenso wie der Zustand von einem der Crew, welcher die Passage seekrank in der Koje verbrachte. Der Rest erwies sich als seefest.

Der Wetterumschwung brachte glücklicherweise auch ordentlich Wind. Wir änderten den Kurs von 180 auf 140 Grad und nahmen Kurs auf die Shetlands.

Tag 2

Der Mittwoch war ungemütlich, nach vier Stunden Wache war jeder froh, wieder ins warme zu kriechen, einen heissen Tee, Kaffee oder eine warme Suppe in der Hand. Dank der unermüdlichen Aufmerksamkeit vor allem von Piotr, unserem Skipper, Wojtek, Ewa und dem jeweiligen Galley-Team ist dafür jedoch stets gesorgt.

In der Nacht zum Donnerstag blieb es rau, in der Koje war es zwar wärmer und trocken, aber nicht unbedingt gemütlicher als am Ruder. Besonders im Vorschiff unmittelbar den Schiffsbewegungen ausgeliefert, rollte und hüpfte man mit der Selma auf, in und über die Wellen, während es ordentlich rumpelte, wenn der Bug in eine Welle krachte oder eine mächtige Welle übers Deck schlug. An Schlaf war nicht wirklich zu denken. Gegen Mitternacht überschritten wir die Antarktische Konvergenz und es wurde draußen und auch im Boot merklich kälter.

Tag 3

Der Donnerstag brachte Sonnen und bissige Kälte, leider aber auch nachlassenden Wind, so dass wir am Nachmittag bei nur noch 12 Knoten leider den Motor zur Unterstützung nehmen mussten … das hätten wir in der Drake Passage nun wirklich nicht erwartet.

Zum Trost gab es aus unseren Porridge-Resten vom Frühstück der letzen zwei Tage den Versuch eines Blechkuchens – wir tauften ihn kurzerhand Drake-Cake.

Am Abend sichteten wir auf 60.44 S 062.33 W den ersten Eisberg am Horizont. Ab jetzt hieß es also Ausschau halten.

Tag 4

Die letzte Etappe am Freitag, mal unter Segeln, nach Abflauen des Windes leider wieder auch unter Zuhilfenahme des Motors beschert uns die ersten Vorboten der Antarktis: wir sichten die ersten Wale – dem Blas kurz vor der Selma folgt wenig später der zugehörige Finnwal unmittelbar neben dem Schiff, wo er dann abtaucht. Immer wieder springen Pinguine neben uns aus und wieder ins Wasser, einzelne Robben folgen. Es wird neblig, immer mehr Eisberge und auch kleinere Growler kreuzen unsren Kurs. Und irgendwann taucht schemenhaft die erste Landmasse der Antarktis wie ein Schatten aus dem Nebel auf. Zunächst nur ein kleiner Felsen, watchkeeper genannt, dann Heywood und Table Island, mehr Felsen als Inseln … und dann segeln wir zwischen Robert und Greenwich Island in die Bransfield Strait.

Nun sind wir angekommen in der Antarktis!

Viel mehr als einen schmalen Küstenstreifen, dunkle Felsen, Schnee und Gletscherkanten können wir im Dunst noch nicht erhaschen. Doch dies wird sich in den kommenden Tagen sicher ändern!

Drake I

Mittwoch 07. Februar, Vormittag

Kap Horn und die Drake Passage. Das hatte ich mir wild und rau vorgestellt mit meterhohen Wellen und heroischem Segeln. Immerhin gilt die Querung von Feuerland in die Antarktis als stürmischste Wasserstraße der Welt. Stattdessen motoren wir durch eine Flaute und die gute Selma schaukelt sich durch die Dünung. Die Seekrankheit geradezu herausfordernd findet sie ein Opfer. Die restliche Crew erweist sich bisher als seefest.

3 Tage Puerto Williams

Die vorherigen Tage in Puerto Williams waren gefüllt mit diversen Aktivitäten und letzten Reisevorbereitungen und eine wunderbare Gelegenheit für die ganze Crew, sich besser kennenzulernen.

Nach behördlichem Einklarieren in Chile unternahmen wir eine Wanderung auf den Cerro la Bandera, genossen einen fabelhaften Ausblick auf den Beagle Channel und die Bergwelt ringsum und das Gefühl, die Beine nochmal ordentlich bewegt zu haben.

Auf der Selma gab es von Wojtek eine Sicherheitsunterweisung, von Ewa eine Einführung in Küche und Organisation auf dem Schiff und natürlich von Pjotr erste Lektionen zur Handhabung von Segeln, Leinen, Winschen etc.

Das Mountaineering Team checkte Ausrüstung, letzte Einkäufe wurden erledigt, ein letztes Mal geduscht.

„Don‘t stop me now“ (Queen)

😃 Und wir entdecken: unsere Crew kann feiern!

In der südlichsten Bar Amerikas war die Einteilung des Wachplans nach einem Pisco Sour schnell erledigt. Während wir am ersten Abend auf unser Abenteuer anstroßen und uns Geschichten erzählten, wurde am zweiten Abend wild und voller Lebensfreude getanzt bis weit nach Mitternacht nach unseren Lieblingssongs.

Leinen los

Und dann ist es soweit: am Montag, 5. Februar, abends gegen 19 Uhr werfen wir die Leinen endgültig los und verlassen Puerto Williams mit dem Ziel Antarktis. Die Expedition Sailing SOUTH 2024 kann starten.

Die letzen Tage haben gezeigt, dass wir menschlich und als Team gut harmonieren – ob sich dies auch auf See und für die lange Zeit von sieben Wochen auf dem engen Raum der Selma bestätigt, wird sich zeigen. Aber die Zeichen stehen gut. Die Stimmung an Bord ist prima, alle an Deck haben ein breites Grinsen im Gesicht.

Wir verlassen unter Motor den Beagle Kanal in Richtung Osten, das Wetter zeigt sich zum Abschied von seiner besten Seite und beschenkt uns mit Sonne und warmem Abendlicht. Vorbei ziehen Harberton Bay, wo wir noch vor wenigen Tagen waren. Die Erinnerung an Pablo, seine kleine Hütte und den im Vergleich dazu riesengroßen Stapel Brennholz ist noch frisch. Wenn Mitte Februar die zweite Lastwagenladung kommt, werden wir unterwegs sein.

Wir sehen aus der Ferne den Blas zweier Wale, zwei Pinguine tauchen unmittelbar neben der Selma aus dem Wasser. In der Nähe gibt es auf einer Insel eine Pinguinkolonie (Magellanpinguine), der Geruch verrät dies sofort selbst im Vorbeifahren.

Ursula und ich teilen uns die erste Wache und damit auch das Steuer. So schön und verheißungsvoll die ersten Tage auch waren: Es ist so wunderbar, nun endlich hier am Ruder der Selma zu stehen und diese Reise zu beginnen, unser schönes, rotes Schiff und uns hin zu unserem eigentlichen Ziel zu steuern.

Feuerland zieht an uns vorbei, Argentinien an Backbord, Chile an Steuerbord.

Wir auf der Selma mittendrin gleiten, die untergehende Sonne hinter uns, hinaus in die Nacht.

Die letzten chilenischen Inseln im Beagle Kanal, die Isla Picton und Isla Lennox lassen wir Steuerbords liegen und dann sind wir draußen auf dem Atlantik und ändern den Kurs auf 180 Grad Süd.

Vor uns liegt mit der Drake Passage eine der stürmischsten Ozeanpassagen der Welt. Wir alle sind neugierig, wie die Drake uns die kommenden Tage empfangen wird.

In tiefer Nacht setzen wir die Segel, zuerst die Fock, dann das Groß. Über uns strahlt die Milchstraße und zieht sich vom Bug bis zum Heck übers Firmament, das Kreuz des Südens küsst ab und an unsere Mastspitze. Dieser Moment ist einfach pures Glück und tiefe Zufriedenheit.

Puerto Williams, Isla Navarino

Da die Wetterprognose für die Drake Passage ein ausgewachsenes Sturmtief vorhersagt, haben wir zwei Tage Zeit in Puerto Williams auf der Isla Navarino.

Wir liegen an einer Mooring Boje gut geschützt vor dem kräftig blasenden Wind aus West, zum Landgang setzen wir mit dem Dinghi an den Steg des hiesigen Yachtclubs Micalvi über. Dieser ist auf einem ehemaligen deutschen Rheindampfer beherbergt und dient gleichzeitig als Anleger für Segelboote. Unzählige Flaggen und Wimpel bisheriger Boote schmücken Wände und Decke, auch wir hinterlassen unsere Spur in Form eines Sailing SOUTH 2024 Stickers.

Auch wenn Puerto Williams genau wie Ushuaia den Titel der südlichsten Stadt der Welt für sich beansprucht, ist Stadt vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen. Gut 2.300 Einwohner leben hier, ca. 67.000 sind es in Ushuaia. So ist das Zentrum von Puerto Williams überschaubar, der zentrale Platz und auch die Gebäude eher klein.

Genauso unscheinbar wie die Stadtmitte ist auch ein kleines Denkmal in unmittelbarer Nähe davon, welches wir fast übersehen: Hier steht ein Teil des Bugs der Yelcho, jenes chilenischen Marineschiffes, mit dem Shackleton am 30. August 1916 unter Kommando von Luis Pardo schließlich nach mehreren gescheiterten Versuchen seine 22 zurückgebliebenen Männer von Elephant Island rettete.

Tag 1 – Cerro Bandera

Das Wetter ist uns wohlgesonnen, ein Teil entscheidet sich für eine Wanderung auf den Cerro Bandera, auf dessen Gipfel die namensgebenden chilenische Flagge weht und eine grandiose Aussicht den steilen Aufstieg belohnt. Zunächst durch wilden Urwald nicht nur einmal den richtigen Pfad suchend kommen wir vor allem im extrem steilen, über offenes von Sträuchern, Beeren und Flechten bewachsenes Gelände oberhalb der Baumgrenze ordentlich ins schwitzen – wer hätte das gedacht, dass uns selbst im Unterhemd noch zu warm ist … doch oben angekommen weht die Flagge stramm im kräftigen Wind. Schnell sind Pullover, Jacken und Mützen wieder angezogen. Die Aussicht auf den Beagle Kanal, Puerto Williams bis weit nach Ushuaia im Westen ist atemberaubend schön, majestätisch tronen die Dentes de Navarino über der Insel. Der frische Schnee der letzten Nacht ist bereits wieder verschwunden.

Tag 2

Am nächsten Morgen gibts eine ausführliche Einweisung ins und ums Boot, Sicherheit an Bord, Segel und Co. Die Wachen haben wir bereits am Vorabend bei Bier und Pisco Sour in der hiesigen Bar eingeteilt.

Den Rest des Tages erkundet ein Teil den Fluss und die Bucht mit dem Dinghi, das mountaineering Team kramt sämtliches Hochtouren Equipment aus den Tiefen der Bänke und Zwischenräume in der Messe und sortiert Gurte, Karabiner, Schlingen etc. Wir bereiten für jeden von uns passende Prusikschlingen vor und haben eine Menge Spaß, die Selbstrettung, den Aufstieg am Seil, oben an Deck zu üben und prusikken uns an zwei freien halyards hoch und runter.

Den Abend vor dem für den kommenden Tag geplanten Aufbruch verbringen wir alle gemeinsam in der Bar – es wird ein wundervoller, langer Abend, viel getanzt, gelacht und gesungen. Wer hätte gedacht, dass alle Crew Mitglieder gern da Tanzbein schwingen. Erst spät in der Nacht gehts mit dem Dinghi zurück an Bord in die Kojen.

Vor der Abreise am Montag steht erneut das offizielle Behördenprogramm bevor – das gleiche Prozedere wie bei der Einreise, diesmal in umgekehrter Reihenfolge. Erneut ziehen wir also los zur prefectura um nachzuweisen, dass wir nichts zu verzollen haben, keine Waren schmuggeln und auch nach zwei Tagen noch immer so aussehen wie die Fotos in unseren Pässen. Am Nachmittag fliegt Michael, der bisherige Skipper mit einem Heli nach Ushuaia und verabschiedet sich schweren Herzens von Bord der Selma.

Wir nehmen eine letzte Dusche auf der Micalvi, bunkern Frischwasser, verstauen das Dinghi wieder in der Vorpiek und sind startklar und bereit für den nun endgültigen Start nach Süden.